Landratskandidaten: Andreas von Heßberg von den Grünen

Von Gabi Schnetter,  31.01.2020 Nordbayerischer Kurier BAYREUTH/GESEES. Andy Eisbär heißt eine seiner Mailadressen, und da ist was dran. Andreas von Heßberg ist – bis auf die Antarktis – auf allen Kontinenten unterwegs gewesen und möchte das auch weiterhin tun, auch wenn der Reisejournalist, Buchautor und wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni Bayreuth sich selbst derzeit eine Pause verordnet hat: aus familiären und politischen Gründen. Andreas von Heßberg ist Landratskandidat für Bündnis 90/Die Grünen

01.02.20 –

Auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz am südlichen Ende des Ökologisch-Botanischen Gartens erzählt der Diplom-Geoökologe, der an der Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften im Bereich Störungsökologie und Vegetationsdynamik tätig ist, wie er überhaupt zu den Grünen gekommen ist. Das sei 1979 oder 1980 gewesen, „damals als Strauß die Grünen als fünfte Kolonne Moskaus bezeichnete, und wir der Feind waren.“ Heute merke die CSU wieder, dass sie den Heimatbegriff nicht gepachtet habe, sagt er.

Dazwischen klingelt immer wieder mal das Handy. Auch Privates will abgesprochen sein. Seine Tochter kommt nächstes Jahr in die Schule, und ist gerade beim Chor. Wer holt sie ab, wer kauft fürs Abendessen ein? Familienalltag.

Am südlichen Rand des Botanischen Gartens finden sich auf einer großzügigen Fläche verschiedenste Vorrichtungen: schräg ausgerichtete, provisorische Foliendächer, die in eine Dachrinne münden und große Wärmelampen, die über Grasflächen hängen. „Im Prinzip nehmen wir hier den Klimawandel vorweg“, erklärt von Heßberg, oder vereinfacht ausgedrückt: „Wir quälen die Natur, testen die Widerstandsfähigkeit der Arten und prüfen, wie lange sie brauchen, um sich wieder zu erholen.“

Simulierter Wassermangel

Auf der Wiesenfläche unter dem Dach, die seit 40 Jahren ohne jede chemische Behandlung oder Düngung auskommt, wird Wassermangel simuliert. 40 bis 60 Prozent weniger Regen erhalten die Pflanzen dort und unter den Lampen geht es um Trockenheit, Dürre, und wie sich unterschiedliche Düngung auswirkt. Am kräftigen Grün im Strahlungsbereich kann man leicht erkennen, dass die Pflanzen trotz des Winters weiter gedeihen.

Den Wissenschaftlern geht es um Toleranz, Widerstandsfähigkeit und Regeneration. Und das sind ihre Ergebnisse: je höher die Artenvielfalt umso widerstandsfähiger ist die Vegetation gegen Störungen von außen. Und: auch die Erholung nach einer Störung vollzieht sich schneller. Erkenntnisse, die schnell im Alltag greifen müssen, sagt von Heßberg. „Wir können nicht 50 Jahre warten bis wir das umsetzen, was wir jetzt schon wissen.“

Das Überleben der Landwirtschaft im Klimawandel ist von Heßberg ein Herzensanliegen. „Ich kämpfe um jeden Bauernhof,“ sagt er. Und er macht da auch keinen Unterschied zwischen Vollerwerbslandwirt mit 200 Kühen und dem Nebenerwerbslandwirt, der nur fünf Tiere hält.

Hauptproblem für ihn ist die EU- Politik. „Die Landwirte sind Opfer falsch ausgerichteter Subventionen. Wir müssen weg von den hohen Flächenprämien.“ Und er geißelt die Diskussion um die Gülleverordnung. „Statt in großen Mengen auf die Felder und Äcker sollte die Gülle in die Biogasanlage gebracht werden. Aber die Landwirte kriegen ja von ihrem Feldnachbarn mehr als an der Biogasanlage.“

Und auch dort sei nicht geklärt, wohin die Gärreste dann gebracht werden. „Das Grundwasser und die Böden brauchen keinen weiteren Stickstoff mehr, sonst können unsere lokalen Trinkwasserquellen und Brauereien dicht machen.“

Kulturlandschaft ans Herz gewachsen

Nicht zuletzt aus dem Grund strebt von Heßberg den Einzug in das Landratsamt an, in dem auch die Untere Naturschutzbehörde zu Hause ist. „Alle Bürger müssen dafür sorgen, dass unsere Kulturlandschaft geschützt wird.“ Und die ist dem Sohn eines Forstbeamten ans Herz gewachsen. Als Kind war er nach der Schule auf den Bauernhöfen in der Nachbarschaft unterwegs. „Ich habe immer bei der Kartoffel- oder Getreideernte und beim Stallausmisten und Füttern mitgeholfen, kann aber auch sehr gut mit der Motorsäge umgehen.“

Doch es sind noch mehr Themen, die ihm nahegehen. Die Mobilität beispielsweise. Da müsse es viel mehr vorangehen auf dem Land. „Wir brauchen im öffentlichen Nahverkehr das 365-Euro-Jahresticket, einen schnelleren Takt und attraktivere Fahrzeuge.“ Und manchmal müsse man dafür auch Geduld und Kondition haben. Obwohl, meint er, und hält kurz inne – „ich bin mit meinen 55 Jahren wohl der älteste der fünf Landratskandidaten.“

Was die Mobilität anbelangt, müssen auch Dorfgemeinschaften viel leisten, meint er. Im Modell Bürgerbus beispielsweise sieht er große Chancen. „Da ist so viel Kreativität drin, da sehe ich mich als Landrat eher als Gestalter denn als Verwalter.“ Sein großer Vorteil, wenn er denn gewählt werde: „Ich gehe völlig unverbraucht und offen in alle Richtungen an das Ganze heran.“

Und eines seiner großen Hobbys, die Imkerei, hilft ihm auch hier beim Argumentieren. Auch als Imker müsse man mal Niederlagen einstecken. Einem Landrat ergehe das bestimmt ähnlich. Dessen Arbeit sei aber auch nicht unähnlich einer Expedition, meint dann der Globetrotter: Voller Herausforderungen, denen man hoch konzentriert bei der Sache und gut vernetzt begegnen müsse.

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