Mehr Bio aus der Region

Fränkische Schweiz nun Öko-Modellregion Von Gunter Becker, Nordbayerischer Kurier PEGNITZ/MÜNCHEN. Frohe Kunde aus München: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat die Fränkische Schweiz zur Öko-Modellregion erklärt. Insgesamt wird dieser Titel in diesem Jahr an 15 Bewerber verliehen, die sich dem Wettbewerb gestellt haben. Mit der Auszeichnung verbunden ist eine staatliche Förderung von jährlich 75.000 Euro. Sie wolle damit, schreibt Kaniber in einer Pressemitteilung, die Produktion heimischer Bio-Lebensmittel und das Bewusstsein für regionale Identität verstärken.

04.05.19 –

Um die Auszeichnung beworben haben sich die beiden Vereine ILE Fränkische Schweiz aktiv und ILE Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz. Im ersten Gemeindeverbund für eine Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) haben sich die Gemeinden Ebermannstadt, Gößweinstein, Kirchehrenbach, Kunreuth, Leutenbach, Pinzberg, Pretzfeld, Unterleinleiter, Waischenfeld, Weilersbach, Wiesenthau und Wiesenttal zusammengeschlossen. Dem zweiten gehören die Gemeinden Gesees, Hummeltal, Haag, Ahorntal, Creußen, Prebitz, Schnabelwaid, Pottenstein, Pegnitz, Betzenstein und  Plech im Landkreis Bayreuth sowie Gößweinstein, Egloffstein, Obertrubach, Hiltpoltstein, Gräfenberg, Weißenohe und Igensdorf im Landkreis Forchheim an.

Zukünftige Projekte

Sie haben sich die Bewerbung nicht einfach gemacht, sagt der Manager des ILE-Wirtschaftsbandes A9, Michael Breitenfelder. Eine Lenkungsgruppe habe sich zusammen mit Vertretern der Landwirtschaft der Herausforderung gestellt und alle Alleinstellungsmerkmale der Region, aber auch mögliche zukünftige Projekte aufgelistet und zusammen mit einem Bewertungskonzept eingereicht. Auf ihren Treffen haben die Mitglieder den aktuellen Zustand analysiert und die Potentiale der Region zusammengestellt. Weiterhin wurden Strategien und sechs konkrete Projekte ausgearbeitet. Dazu gehören ein ökologisches Getreidelager, das Landwirten die Umstellung auf ökologischen Landbau erleichtern soll, das Becherpflanzen-Projekt "100 Hektar Silphie" und eine verbesserte Zusammenarbeit von regionalen Erzeugern und Vermarkter mit Großküchen, Kantinen und Versorgungseinrichtungen.

Oberstes Ziel soll sein, sagt Breitenfelder, den in der Region betriebenen Öko-Landbau bekannter zu machen und mehr Landwirte davon zu überzeugen, auf Öko-Landwirtschaft umzustellen. "Wir haben hier zahlreiche Bio-Produzenten, darunter sogar ein bio-zertifizierter Hopfen-Bauer bei Gräfenberg. In großen Teilen der Gesellschaft ist dies jedoch noch nicht angekommen", sagt der ILE-Manager. Deshalb sei es auch eine der Hauptaufgaben, entsprechende Informationen zu erarbeiten und zu verbreiten sowie ein engmaschiges Netzwerk mit vielen Akteuren aufzubauen. Dass der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und die Vermarktung ihrer Produkte in der Region im Mittelpunkt der Öko-Modellregion stehe, bedeute aber nicht gleichzeitig, dass die konventionelle Landwirtschaft benachteiligt werde. Im Gegenteil: Sie spiele eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim Anbau der Becherpflanze. "Wir brauchen beide", betont Breitenfelder.

Bedeutende Position

In einer erste Reaktion schreibt der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab, der auch Sprecher der ILE Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz ist, dass "die Berücksichtigung ökonomischer und sozialer Belange eine bedeutende Position einnimmt, um die Stadt und die Region nachhaltig weiterzuentwickeln und zukunftssicher aufzustellen". Er freue sich, dass "die gemeinsamen Anstrengungen der letzten Wochen und Monate vieler Partner aus Politik, Verwaltung, lokaler und regionaler Institutionen und Versorger, Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz nun belohnt werden".

Landwirtschaftsministerin Kaniber fasst die Aufgaben der Öko-Modellregionen folgendermaßen zusammen: Dort sollen zukunftsfähige Projekte zur Entwicklung des ökologischen Landbaus umgesetzt, regionale Wertschöpfungsketten etabliert und das Bewusstsein der Bevölkerung für bio-regionale Ernährung gestärkt werden. Erzeuger, Verarbeiter, Vermarkter und Konsumenten würden damit regional vernetzt. „Das Ganze funktioniert auf freiwilliger Basis und ohne gesetzliche Vorgaben“ betonte die Ministerin. Sie wolle, dass die Menschen die Produkte der Landwirte in ihrer Heimat wieder schätzen lernen und sich bewusst würden, dass regionale Produktion die nachhaltigste ist.

Tolle Sache

Lob für den Wettbewerb um die Auszeichnung mit dem Titel Öko-Modellregion kommt auch vom Bund Naturschutz (BN). Landesvorsitzender Richard Mergner nennt es eine "tolle Sache", wenn die ökologische Landwirtschaft gefördert und ausgebaut wird. Der BN bestimme im Auswahlgremium mit, an wen der Titel einer Öko-Modellregion verliehen werde. In diesem Jahr sei es gelungen, die Zahl nicht nur auf sechs Auserwählte zu beschränken, wie es in den beiden ersten Wettbewerben gehandhabt wurde, sondern auf 15 zu erhöhen.

"Das erfolgreiche Volksbegehren Rettet die Bienen hat uns bei unserer Forderung wahrscheinlich kräftig unterstützt. Hat es doch gezeigt, dass sich viele Menschen in Bayern mehr ökologische Landwirtschaft wünschen", sagt Mergner. Die Aktionen und Projekte in den Öko-Modellregionen können dazu beitragen, ist der Landesvorsitzende überzeugt. Angesichts der Tatsache, dass der Anteil der ökologischen Landwirtschaft in Bayern gerade mal zehn Prozent betrage, in Teilen Österreichs dagegen bis zu 50 Prozent, sei noch viel Luft nach oben. "Wenn das Buffet bei einer Veranstaltung der Stadt Bayreuth von regionalen Öko-Produzenten stammt, dann sind wir auf einem guten Weg", sagt Mergner.

Info: Neben der Öko-Modellregion Fränkische Schweiz gibt es ab sofort noch zwei weitere in Oberfranken: Obermain-Jura (Kommunen der Landkreise Lichtenfels und Bamberg) und Siebenstern im Landkreis Wunsiedel