Gewerbegebiet: "Ort wird zur Müllhalde"

Creußen. Die Stühle für die Besucher reichten am Montagabend bei der Sitzung des Stadtrates kaum aus. Fast ganz Hörlasreuth war gekommen, um seinen Unmut über das geplante Gewerbegebiet deutlich zu machen. Sandra Hertel und Daniel Böhner äußerten die Bedenken in der Bürgersprechzeit und erhielten dafür mehrfach den Applaus der Zuhörer. Creußen. Die Stühle für die Besucher reichten am Montagabend bei der Sitzung des Stadtrates kaum aus. Fast ganz Hörlasreuth war gekommen, um seinen Unmut über das geplante Gewerbegebiet deutlich zu machen. Sandra Hertel und Daniel Böhner äußerten die Bedenken in der Bürgersprechzeit und erhielten dafür mehrfach den Applaus der Zuhörer.

20.02.18 –

Die Pottensteiner Firma Thiem möchte in Hörlasreuth ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen zu einem Gewerbebetrieb – Garten- und Landschaftsbau – umnutzen und dafür Lager- und Stellflächen errichten. Dafür hat er beim Landratsamt eine Bauvoranfrage gestellt. Von dort bekam er die Auskunft, dass es einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan braucht. Die Kosten für das Bauleitverfahren muss der Pottensteiner tragen. Betroffen ist eine knapp 11.000 Quadratmeter große Fläche mit zwei Grundstücken. In der vergangenen Stadtratssitzung hatte das Gremium mit knapper Mehrheit für die Einleitung eines Bauleitverfahrens gestimmt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Pottensteiner mit Erdarbeiten begonnen.

Gefahr für Kinder

Die größte Sorge haben die Hörlasreuther um ihre Kinder, so Hertel, denn die Bushaltestelle liegt direkt gegenüber dem geplanten Gebiet. "Gerade in den Morgenstunden, wenn die Kinder sich auf den Schulweg machen, ist mit vermehrten Abfahrten von Lastwagen zu rechnen", hielt sie den Stadträten vor. Und auch am Nachmittag, während der Freitzeitaktivitäten, seien die Kinder der Gefahr durch den Schwerlastverkehr ausgesetzt. Das Gleiche gelte für die nicht mobilen Einwohner, die den Bürgerbus nutzen, so Hertel.

Lärmbelästigung wird befürchtet

Weiter führte sie die Lärmbelästigung an, die durch das Unternehmen zu befürchten sei. "Schon im vergangenen Jahr war am Samstagmorgen um 4.30 Uhr Fräsgut abgelagert worden. Das ist eine Zumutung für die Einwohner, insbesondere auch für die zahlreichen Schichtarbeiter im Ort", sagte Hertel. Sie zitierte den Flächennutzungsplan für Hörlasreuth, in dem es heißt, dass Dorfgebiete der Unterbringung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe, dem Wohnen und der Unterbringung von nicht wesentlich störenden Gewerbegebieten dienen. "Die Firma Thiem ist kein Handwerksbetrieb und ist ein wesentlich störender Gewerbebetrieb", betonte Hertel. Der Ort werde zu einer Müllhalde. "So ein Betrieb hat in einem Dorf mit Mischcharakter nichts zu suchen", sagte sie. Ein Gewerbegebiet würde sich deutlich negativ auf das Ortsbild auswirken.

Ölunfälle beobachtet

Seine Sorge um den renaturierten Simmelbach brachte Daniel Böhner an. "Der Bach führt zu mehren Fischweihern und Öl sowie andere umweltschädliche Mittel können leicht dort hin gelangen und das Ökosystem schädigen", sagte er. Bereits im vergangenen Jahr seien zwei Ölunfälle durch die Firma Thiem direkt am Bach beobachtet worden. Weiter werde durch die mit dem Unternehmen verbundenen Emmissionen das geplante Projekt einer Blühwiese zerstört. "Anfangs waren wir nicht gegen die Planungen, die die Firma vorhatte. Es hieß, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche weiter zur Haltung von Dammwild genutzt werden kann", so Böhner. Als man nun aus der Presse vom Ausmaß der Planunen erfahren habe, sei man erschrocken. "Die Stadt hat andere Flächen, wo sich so eine Firma ansiedeln kann", sagte Böhner.

Appell an Stadträte

Hertel und Böhner appellierten an den Stadtrat, sich über das Vorhaben zu informieren, auch in Pottenstein, wo die Firma Ähnliches geplant hatte. "91 Prozent der Hörlasreuther wollen dieses Gewerbegebiet nicht", so Böhner. "Ihr Stadträte seid unsere gewählten Vertreter. Steht hinter uns", forderte Hertel.

Die CSU-Fraktion hat eine Antrag eingereicht, in dem gefordert wird, dass der Stadtrat die entstandene Diskussion und Meinungsbildung prüfend zur Kenntnis nimmt. "Wir stellen daher den Antrag, das Thema in der nächsten Stadtratssitzung erneut öffentlich zu behandeln, um den Bürgerinteressen gerecht zu werden und allen Beteiligten eventuell unnötigen Aufwand beziehungsweise Kosten zu ersparen", heißt es in dem Schreiben.

Von Frauke Engelbrecht

aus NK online 20.02.2018, 10:30 Uhr

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Creußen