Keine faulen Kompromisse für die Macht

Bayreuth/Pegnitz. Als Direktkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl dürfte Susanne Bauer im Wahlkreis Bayreuth kaum Chancen haben. Auch der Listenplatz 27 ist wenig aussichtsreich. Im Kurier-Interview erklärt die Pegnitzerin, warum sie dennoch einen engagierten Wahlkampf führen will - und warum die Grünen nicht mit CDU und CSU koalieren sollten.

03.01.17 –

Frau Bauer, neun bayerische Grüne sind im derzeit Bundestag. Sie stehen in der Liste auf Platz 27. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Susanne Bauer: Die Chancen sind natürlich gering. Aber die Chance, als Bundestagskandidatin im Wahlkampf grüne Themen in den Fokus zu rücken, die stehen ganz gut.

Auch als Direktkandidatin im hiesigen Wahlkreis werden Sie es schwer haben.Warum tun Sie sich das an?

Bauer: Mir ist es einfach wichtig, verschiedene Perspektiven in den Wahlkampf einzubringen. Ich arbeite in der Sozialpsychiatrie. Da sehe ich täglich benachteiligte Menschen, die nicht für sich selbst einstehen können. Dass Menschen nicht für sich selbst einstehen können, erlebe ich auch bei denen, die nur noch die Grundsicherung oder Hartz IV haben. Ich will auch deutlich machen, dass Mobilität auf dem Land und in der Stadt völlig unterschiedliche Anforderungen mit sich bringt. Ich will im Wahlkampf zeigen, dass man die Dinge nicht als gegeben hinnehmen darf, sondern dass jede und jeder einzelne etwas bewegen kann. Auch beim Thema Flüchtlinge und Asyl. Oder beim sozialen Wohnungsbau. Das Problem war schon vor der Flüchtlingskrise da und kristallisiert sich jetzt an der Wohnungssuche für Geflüchtete. Da muss man aufpassen, dass man nicht mit der Konkurrenz der Armen gegen die noch Ärmeren argumentiert.

Sind Sie enttäuscht über ihren schlechten Listenplatz?

Bauer: Nein, eigentlich nicht. Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn ich weiter vorne gelandet wäre. Aber es war mein erster Versuch. Bei den Grünen wird jeder einzelne Listenplatz ausgefochten. Es gibt Redebeiträge, und dann entscheiden die Delegierten. Das ist eine sehr lange, aber spannende Veranstaltung. Und es war toll, dort dabei gewesen zu sein.

Die Grünen im Bayreuther Land haben für Furore gesorgt, als sie im Streit um die Stromtrasse sogar mit dem Austritt aus dem Landesverband gedroht haben. Was für eine Grüne sind Sie? Eine Rebellin oder eine Parteisoldatin?

Bauer: Mit beiden Begriffen habe ich meine Schwierigkeiten. Bei den Grünen darf man eben noch selbst denken. Beim Streit um den Stromnetzausbau und die Gleichstromleitungen waren wir hier der Meinung, dass manches noch nicht ausreichend bedacht ist. Es gibt Fragen, die muss man stellen. Wenn so viel Geld in die Hand genommen wird, muss man eine vernünftige Basis schaffen. Bei den Renditeversprechen bei den Stromtrassen besteht einfach Grund für Misstrauen. Und gleichzeitig hat die 10H-Regel für die Mindestabstände von Windrädern die Bürger-Energiewende in Bayern auf Eis gelegt.

Welches sind die regionalen  Themen, mit denen Sie in den Wahlkampf gehen wollen?

Bauer: Grundsätzlich wirken sich grüne Themen auf das Regionale aus. Zum Beispiel die Handelsabkommen TTIP und CETA. Als wir vor drei Jahren mit den Menschen darüber sprechen wollten, wusste kaum einer, um was es geht. Das hat sich sehr stark verändert.  Fairtrade liegt mir außerdem sehr am Herzen. Da können wir etwas zum Klimaschutz beitragen und dazu, Fluchtursachen zu beseitigen. Es gibt die Möglichkeit, Fairtrade-Städte und -Schulen zu machen. Ich will auch regionale Produkte in den Fokus rücken. Muss die Kartoffel 800 Kilometer gereist sein, oder können wir sie beim regionalen Biobauern holen? Auch die E-Mobilität ist ein regionales Thema. Auf dem Land können wir nicht alles mit dem öffentlichen Nahverkehr regeln. Wir brauchen die Flexibilität. Das geht umweltschonend mit E-Autos und dem Ausbau von Tankgelegenheiten. Mir ist auch die Vernetzung mit Tier- und Naturschutz wichtig. Wir haben hier auf dem Land andere Gestaltungsmöglichkeiten im Umgang mit Tier und Natur. Auch die Demografie ist ein riesen Thema – gerade auf dem Land. Hier sehe ich auch Chancen in der weiteren Steuerung.

In Baden-Württemberg sind die Grünen unter Winfried Kretschmann sehr bürgerlich geprägt. Sollten die Grünen nach der Wahl für eine Koalition mit CDU und CSU zur Verfügung stehen?

Bauer: So wie CDU und CSU momentan mit den sozialen Themen und der Asylpolitik umgehen, halte ich das für schwierig. Auch wenn sie bei ökologischen Themen nachgelegt haben, tue ich mich da schwer. Da passiert gerade ein Rechtsruck – für faule Kompromisse nur für eine Regierungsbeteiligung bin ich nicht zu haben.

Das Gespräch führte Moritz Kircher

Aktuelle Termine

Es gibt keine Veranstaltungen in der aktuellen Ansicht.

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>