Die "Ökomodellregion Fränkische Schweiz" auf den Weg gebracht

Initiative erhofft sich Zuschüsse und eine ökologische Ausrichtung - 15.07.2018 11:57 Uhr PEGNITZ - Nagelneu gibt es in Bayern zwölf Ökomodellregionen (ÖM), aber keine davon liegt in Oberfranken. Das riss Dieter Hoch, früher Lehrer und kämpferischer Stadtrat in Pottenstein, aus der Pensionsruhe. Er verbrachte den Mai und Juni damit, hiesige Politiker scharf zu machen für eine Bewerbung um solch eine bezuschusste Region. Regionalmanager wird bezahlt Alle ÖMs sollen, so die Staatsregierung, bis zum Jahr 2020 den ökologischen Landbau in Bayern verdoppeln. Sie bezahlt dafür auf drei oder sechs Jahre den Löwenanteil eines ÖM-Regionalmanagers, der neue Projekte anschieben soll. Davon profitieren zum Beispiel schon Amberg-Sulzbach, Neumarkt, Roth, Miesbach, Oberallgäu und das Rhön-Grabfeld. Die Waginger gelten als Musterknaben, weil sie nicht nur an ein zentrales Bio-Getreidelager dachten wie die Neumarkter oder sich an eine Großbrauerei wie die Lammsbräu anschlossen, sondern gute Kleinziele anpeilten. So wollen sie brach liegende Gemeindeflächen "öko" verpachten, ihren Wald zu klimafestem Mischwald umbauen, Mini-Urwälder schaffen – was auch im Püttlachtal möglich wäre, kleine Gemeindeflächen zu Bienenweiden machen, innerhalb der Gemeinde nicht mehr mit Pestiziden arbeiten, 1500 Obstbäume pflanzen, Kindergärten, Schulen und Altenheime mit Bioessen versorgen, beim Papierverbrauch auf den "Blauen Engel" achten, Leerstände bezuschusst an junge Familien verkaufen ("Jung kauft Alt") und in grünen Parks die Bürger dazu einladen, Gemüse anzupflanzen. In Andernach gibt es Ähnliches mit der "Essbaren Stadt", wo man 101 Tomatensorten pflanzte, 100 Bohnensorten und 20 Zwiebelarten – immer unter dem Motto: "Pflücken erlaubt!". Aber was hat jetzt die Steinwald-Allianz aus ihrer ÖM gemacht? Dieter Hoch hatte aus seinem Mitstreiterteam, zu dem der Hollfelder Kreisrat Thomas Appel gehört sowie Biobauer Günter Braun aus Körbeldorf, BN- Kreischef Reinhard Birkner und Klaus-Dieter Preis, Arzt in Gößweinstein, einige Grünen-Räte mit nach Erbendorf genommen; außerdem Willibald König-Zeußel, einen früheren Lehrer und jetzt Pionier der neuen "Regionalwert AG Oberfranken". Diese Arbeitsgemeinschaft, die den Biobauern aus der Bürgerschaft das nötige Geld für Ökoprojekte geben will, ist für Dieter Hoch eine jener Zellen, die gemeinsam mit der ÖM die Folgen der Globalisierung stoppt und zurückführt zur Verwurzelung. Andere Zellen sieht er etwa im Gut Schönhof oder im größten europäischen Biohopfenanbau in Lilling. Ist das alles mal verzahnt, sagt er, gibt es bald keine Düngung mehr, die die Böden auf 30 Jahre ruiniert – "dann haben wir eine enkeltaugliche Landwirtschaft". In Erbendorf begrüßte Martin Schmid die Gäste. Er ist der Geschäftsführer der Steinwald-Allianz. Dieser Verbund von 16 Gemeinden ist ein Zweckverband, der bis 2014 von zwei Damen ganz sparsam eher auf Tourismus gepolt geführt wurde – bis ein Baron zum Motor einer "Ökomodellregion" wurde. Er, der in Friedenfels einen Landhandel hatte, wurde zum Ausgangspunkt großer ÖM-Projekte. Die Allianz nahm diese ÖM unter ihre Fittiche, und Elisabeth Waldeck, Günther Erhardt sowie Martin Schmid teilen sich jetzt die Aufgabe des Regionalmanagers. Zwei Hindernisse haben sie dabei zu überwinden: Ihre 35 000 Allianz-Einwohner sind im Denken noch extrem weit weg von "Bio", ganz anders als etwa die Münchener. Und die Stelle des Regionalmanagers müsste in so einem bio-fernen Landstrich doppelt und dreifach lang bezuschusst werden, weil in nur sechs Jahren nichts verankert werden kann. Glück haben Waldeck und Erhardt, dass sie selbst Biobauern sind und von daher akzeptiert werden. So brachten sie einen Bio-Mohnanbau auf die Reihe (im Vorjahr 3,5 Tonnen Ernte) mit einer Ölmühle, gekrönt vom bayerischen Innovationspreis. Dazu kommt der noch zögerliche Anbau von Topinambur für Brot, Nudeln, Schnaps und Pralinen. Weiter liefert ein spezielles Höhenvieh aus der Rhön den ÖM-Renner, einen Burger. Aber er kostete bei den Metzgern neun Monate Überredungskunst. Erlebnis "Bio" Bestens kam auch die Idee an, "Bio" erlebbar zu machen mit Ausflügen zu Bauernhöfen und Biofeldern per Quad, Segway, Pferd und Rad. Kinderkochkurse boomen, Brotbackabende sind überlaufen, Vorträge leisten Basisarbeit ("Was ist ,Bio‘?"). Ein Biobauer-Stammtisch floriert und immer mehr Landwirte stellen auf "Bio" um. Ein Hit ist auch der mobile Dorfladen per Lkw, der gerade als GmbH mit vier Arbeitsplätzen startet. Nebenbei werden Keller für Touristen ausgebaut und man lädt die nahen Tschechen zu "24 Stunden Steinwald erleben" ein. Die Touristenquote schnellte schon um 13 Prozent in die Höhe. Bei den Arbeitstreffen der zwölf ÖMs aus Bayern wird aber stets klar, so Martin Schmid, dass der Erfolg einer ÖM mit der Person des Regionalmanagers steht und fällt. Seine eigenen Inspirationen kommen oft aus Südtirol, gestand er, wo die Bauern äußerst einfallsreich sind. Tief beeindruckt vom Gehörten zogen die Mannen um Dieter Hoch weiter nach Ebnath. Denn dort gibt es seit 31 Jahren eine Bio-Gärtnerei. Gärtner Richard Becher, ein Spezialist für Kräuter, berichtete: "Ich bin am Anfang belächelt worden, ausgelacht worden. Aber das Schöne ist, dass man jetzt den Erfolg sieht." 

16.07.18 –

Die endlosen Telefonate von Dieter Hoch hatten Erfolg: Das "Wirtschaftsband" trägt, flankiert von einigen Gemeinden, seinen Wunsch nach München weiter und beantragt eine Ökomodellregion für die Fränkische Schweiz. Beflügelt wird Hoch von der ÖM "Waginger See" in Oberbayern, weil die viele Ideen dazupackte zu ihrem Hauptanliegen, die heimischen Biobauern zu unterstützen. Und bestätigt wurde er jetzt von einer Fahrt nach Erbendorf, wo eine der oberpfälzer ÖMs, die "Steinwald-Allianz", schon Bahnbrechendes auf den Weg gebracht hat.

 

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